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Typisch deutsches Essen?

Spätestens wenn man Besuch aus dem Ausland hat und einmal was "richtig Deutsches" kochen möchte, stellt sich die Frage. Was ist das eigentlich - typisch deutsches Essen? Als Deutschem sollte einem die Antwort ja nicht schwer fallen - denkt man. Aber es ist nicht so einfach, wie es zuerst den Anschein hat.

Deutsche essen nicht nur deutsches Essen

Sauerkraut, Schweinebraten und Schnitzel, ja, das ist typisch deutsches Essen. Sogar schon so stereotypisch, dass man es kaum sagen mag. Darauf möchte man die Antwort nicht reduzieren. Was essen wir in Deutschland denn regelmäßig? Spaghetti und Pizza, Döner und Hamburger, Pommes und andere Gerichte kommen einem in den Sinn. Die werden tatsächlich viel verspeist. Aber es ist kein typisch deutsches Essen - es ist Essen, was der typische Deutsche isst. Das ist nicht dasselbe. Pizza und Spaghetti kommen zum Beispiel aus Italien, der genaue Urspung des Hamburgers ist ungeklärt, aber er hat seinen Weg zu uns über die USA gefunden. Die Pommes frites kommen aus Belgien.

Keine ausländischen Gerichte?

Lassen wir also einfach alles weg, was ursprünglich aus anderen Ländern kommt? Auch das ist immer noch zu einfach gedacht.
Kartoffeln wurden erst 1756 in Preussen nach Verordnung von Friedrich dem Großen angebaut. Tomaten kommen ebenfalls aus der Neuen Welt. Gerichte damit wären also nicht deutsch?
Unser paniertes Schnitzel haben wir aus Österreich übernommen. Auch Gulasch hat seinen Weg über Österreich / Ungarn zu uns genommen. Was ist also der Unterschied zwischen dem typisch deutschen Essen Schnitzel und den Spaghetti, die Deutsche typischerweise gerne essen?

Versuch einer Begriffsdefinition

Ich schlage vor, typisch deutsches Essen folgendermaßen zu definieren:

Damit ein Gericht als typisch deutsch gilt, sollte es seit etwa 3 oder mehr Generationen von Deutschen seit der Kindheit häufig gegessen und gekocht werden.

"Typisch deutsch" bedeutet nicht, dass es in anderen Ländern nicht auch so oder ähnlich gegessen wird. Es schliesst sich nicht aus, dass ein Gericht gleichzeitig typisch für Deutschland und zum Beispiel Mexiko ist.

Damit erreichen wir, dass Mode-Essen nicht sofort als typisch deutsch gelten. Erst wenn sich ein Gericht über die Zeit bewährt hat, wird es in die Menge der typisch deutschen Gerichte aufgenommen.
Es wird aber auch der Tatsache Rechnung getragen, dass die deutsche Küche kein starres feststehendes Gebilde ist. Wie Kultur und Sprache wandelt sie sich mit der Zeit. Sie passt sich den Lebensumständen der Menschen an und Einflüsse von aussen werden aufgenommen. Und das ist gut so. Die heutige deutsche Küche ist sicher nicht die von vor 100 Jahren, nicht einmal die von vor 50 Jahren. Und in der Zukunft wird sie auch anders aussehen. Neue Gerichte werden hinzukommen, alte werden in Vergessenheit geraten.

Das Schnitzel und das Gulasch kannte und aß schon die Generation meiner Großeltern. Auch die Bratkartoffeln kannten sie. Die Currywurst haben sie in der Nachkriegszeit kennen gelernt. Das geht also als typisch deutsches Essen nach unserer Definition durch.
Spaghetti kamen allerdings erst später in den 70er Jahren in die deutschen Küchen. Auch Pizza und der Döner sind erst lange nach dem zweiten Weltkrieg bei uns populär geworden. Sie sind also keine typisch deutschen Gerichte.

Die deutsche Küche der Zukunft

Ich vermute, dass die Pasta-Gerichte weiterhin sehr beliebt bleiben. In ein bis zwei Generationen wird man sie also genauso zur deutschen Küche zählen können, wie jetzt schon das Schnitzel. Westliches Fast Food wird wahrscheinlich populär bleiben. Die asiatische Küche wird sicher ihre Einflüsse hinterlassen ebenso wie die orientalische. Vielleicht kommen noch mehr afrikanische und mittel- und südamerikanische Einflüsse hinzu.
Wir können uns freuen, es wird sehr spannend in kulinarischer Hinsicht!

Guten Appetit!

Nächster Artikel zur deutschen Küche: Der Eintopf in der deutschen Küche
(Weitere Artikel zu Bereichen der typisch deutschen Küche werden folgen.)