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Der Eintopf in der deutschen Küche

Nachdem ich in einem vorherigen Artikel eher theoretisch definiert habe, nach welchen Kriterien man sagen kann, dass ein Essen typisch deutsch ist, wird es nun konkreter.
Ich möchte mich hier um die Eintöpfe in der deutschen Küche kümmern.

Was ist ein Eintopf überhaupt?

Hier mache ich es mir einfach und gehe von der wörtlichen Bedeutung aus: Ein Eintopf ist alles, was man hauptsächlich in 1 Topf zubereitet und was eine gewisse Mächtigkeit hat.
Ist Suppe nun Eintopf? Einige ja, andere nein. Viele Suppen kann man auch als Eintopf bezeichnen, aber nicht alle. Ebenso werden viele Eintöpfe auch Suppe genannt, aber eben auch nicht alle. Die Abgrenzug ist daher schwierig.
Eine Suppe ist für mich entweder eine dünne Brühe mit Einlage oder eine Cremesuppe. Beim Eintopf ist die Einlage in der Regel reichhaltiger und in Stücken.
Eine Blumenkohlcremesuppe ist für mich kein Eintopf. Ein Erbseneintopf ist für mich auch eine Suppe.

Urtümlichkeit

Keramikgefäße kennt die Menschheit seit 18.000 Jahren. Von da an gab es die Möglichkeit, Eintöpfe zu kochen. Vorher konnte man das Fleisch oder Gemüse nur in der Glut, im heißen Sand oder über dem offenen Feuer garen. Eintöpfe gab es also schon sehr früh und jede Kultur kennt ihre Varianten. Der Vorteil eines Eintopfes liegt auf der Hand. Verschiedene Zutaten können einfach alle in einen Topf geworfen werden, über der Feuerstelle hängen und bei Bedarf serviert werden. Sie erfordern keine konstante Aufmerksamkeit wie beim Braten und sind gut in großer Menge herzustellen.

Deutscher Eintopf

Wie geschildert, gibt es Eintöpfe in aller Welt und nicht nur in Deutschland. Jede Kultur nutzt für die Eintöpfe die Zutaten, die zu bekommen waren.
Hier in Deutschland bestanden Eintöpfe typischerweise aus Gemüsesorten wie Kohl, Rüben und Hülsenfrüchten zusammen gekocht mit Getreide und Fleisch.

Gemüsesorten im Eintopf

Gemüse, dass in Deutschland angebaut wurde und daher für die Eintöpfe in Frage kam, waren die verschiedenen Kohlsorten, Rüben und Hülsenfrüchte. Durch die lange Kochzeit wurden auch faserige Gemüse genießbar und einige Giftstoffe (z.B. Lektine in grünen Bohnen) zerfallen durch das Erhitzen.
Erst viel später kamen die Kartoffeln hinzu, die heutzutage in vielen Eintöpfen das Getreide verdrängt haben.

Getreidesorten im Eintopf

Welche Getreide zur Verfügung standen, hing ganz von der regionalen Bodenbeschaffenheit und dem Klima ab. Hafer, Gerste, Dinkel/Grünkern waren typisch. Auf ganz kargen Böden wuchs der Buchweizen, der korrekterweise aber kein echtes Getreide ist. Hirse wurde ebenfalls benutzt. Reis wuchs hier nicht und war deswegen kaum bekannt.

Fleischsorten im Eintopf

Fleisch wurde von allen Tieren benutzt, die gehalten wurden. Besonders vom Schwein, Rind, Schaf oder Huhn.
Hier wurden ansonsten minderwertige, weil, faserige oder knorpelige Fleischstücke verwendet, da sie klein zerteilt wurden und durch lange Kochzeit weich wurden.
Auch heute noch findet man in Eintöpfen Schweineohren, Schweinefüße und Schweineschwänze.
Viel wird auch Wurst in Eintöpfen benutzt. Sowohl Räucherwurst wie z.B. Mettenden als auch Brühwurst wie Bockwürste.
Der Fleischanteil in den Eintöpfen war natürlich geringer als heute denn Fleisch war teuer.

Typische deutsche Eintöpfe

Aus diesem Angebot von Zutaten hat sich eine Menge von Eintöpfen in der deutschen Küche entwickelt. Alle können wir hier nicht aufzählen, daher hier nur exemplarisch einige Beispiele:
Graupensuppe, Linseneintopf, Grüne Erbseneintopf, Weisskohleintopf, Weißer Bohneneintopf, Pichelsteiner Eintopf, Grünkohleintopf, Grüner Bohneneintopf, Kartoffelsuppe, Möhreneintopf, Steckrübeneintopf, ...

Mal wieder Eintopf essen

Eintöpfe galten lange als Arme-Leute-Essen. Das können, aber müssen sie nicht sein. Es gibt sie in großer Vielfalt und durch die größere Verfügbarkeit von vielen Zutaten sind heutzutage noch mehr Sorten verfügbar geworden. Sie können spartanisch oder üppig sein, simpel oder raffiniert. Bei einigen denken wir an Großmutters Küche, andere sind exotisch.
Die deutsche Küche entwickelt sich weiter und der exotische Eintopf von heute kann der Eintopf sein, den unsere Enkel noch aus Großmutters Küche kannten. Eintöpfe kennt jeder von uns schon aus der Kindheit. Sie begleiten uns unser ganzes Leben.
Also pflegt das Eintopf-Essen!

Guten Appetit!